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Geschichten aus dem Berufsalltag

Schornsteinfegermeister Matthias Specht kümmert sich um Funddohlen

Matthias Specht mit Dohle \"Paul\"Matthias Specht ist seit 25 Jahren Schornsteinfegermeister in Ostfriesland und seit 6 Jahren auch auf der Insel Borkum.

Fast genau so lange kümmert er sich um Funddohlen. Seine erste Dohle fand er im Alter von 14 Jahren und bis heute hat er über 20 Dohlen per Hand aufgezogen und in die Freiheit entlassen. Es handelt sich immer um Jungtiere, die von der Mutter verlassen, oder deren Nester aus Sicherheitsgründen aus den Schornsteinen entfernt worden sind. Dabei werden die Jungvögel obdachlos und finden eine neue Bleibe bei den Menschen.

Frau Specht mit Dohle \"Paul\"„Die besten Chancen haben die Jungtiere, wenn sie schon von der Mutter angefüttert worden sind. Dann füttere ich sie per Hand ca. für die nächsten 3-6 Wochen“ sagt Matthias Specht. Alle 3 Stunden muss ein Jungvogel gefüttert werden, Tag und Nacht – ein anstrengendes Unterfangen. Mit eingeweichten Haferflocken, Maden, Mehlwürmern, Katzen - und Hundefutter füttert Matthias Specht und seine Familie die Jungvögel.

Tagsüber lässt er sie nach draußen, wobei sie sich aber auch immer gerne im Haus aufhalten. Nur nachts sperrt er sie zu ihrer eigenen Sicherheit in eine Voliere, bis sie groß genug sind und in die Freiheit entlassen werden können. „Oftmals fliegen sie aus Gewohnheit aber dann abends doch wieder in die offene Voliere, denn dort fühlen sie sich sicher“ berichtet Matthias Specht.

Dohle \\"Paul\\" am KinderbettDie meisten handaufgezogenen Dohlen entwickeln einen starken Bezug zu einer Person. „Die letzte Dohle, die wir aufgezogen haben, war stark auf meine Frau fixiert. Sobald sie aus der Haustüre trat, flog die Dohle auf ihre Schulter und blieb dort sitzen.“ erinnert sich Matthias Specht. "Manchmal kam es sogar zur Verwechslung. Als eine Frau mit dem Fahrrad an unserem Haus vorbei fuhr, die meiner Frau sehr ähnlich sah, flog die Dohle auf sie zu in der Annahme es wäre meine Frau. Beide haben sich mächtig erschrocken, die Radfahrerin fühlte sich wahrscheinlich an den Alfred Hitchcock-Film „ Die Vögel “ erinnert. Passiert ist aber zum Glück nichts.

Paul, so haben Matthias Specht und seine Familie die handaufgezogene Dohle genannt. Mit der Zeit lernte Paul sogar einige Wörter zu sprechen. Die Dohle gehört zu den intelligentesten und lernfähigsten heimischen Vogelarten und beeindruckt durch ihr hoch entwickeltes Familien- und Gesellschaftsleben. Ein Grund warum der NABU und der Landesbund für Vogelschutz, NABU-Partner in Bayern, die Dohle (Coloeus monedula) zum „Vogel des Jahres 2012“ gekürt haben.

Frau Specht mit Dohle \\"Paul\\"Paul, die Handaufzucht von Matthias Specht, schließt sich im Herbst immer ihren Artgenossen an und im Frühjahr taucht er wieder auf. Dann läuft er auf der Fensterbank hin und her und möchte Einlass ins Haus.

„Ab dem Zeitpunkt müssen wir wieder auf unser Hab und Gut aufpassen“ lacht Matthias Specht. „Paul verhält sich wie eine Elster, alles was glänzt wird geklaut. Gerne Kaffeelöffel und Münzen. Und unser Haus behandelt er wie seinen angestammten Lebensraum.“ Lange böse sein kann er Paul aber nicht.

Falls irgendjemand einmal Unterstützung zur Aufzucht einer verwaisten Dohle benötigt steht Matthias Specht mit seiner Familie gerne mit Rat zur Seite, denn Jungdohlen sind sehr empfindlich und es bedarf einiger grundlegenden Kenntnisse zur Aufzucht.

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